Spezial-Labor


In der Osteopathie geht es darum,  Bewegungseinschränkungen und Läsionen zu ertasten und gezielt zu beheben. Die Therapeuten sollen dabei nach dem Leitsatz des Osteopathie -Begründers Andrew T. Still „find it, fix it and leave it alone“ (zu Deutsch: „finde es, behebe es, lass es ruhen“) handeln, um Knochen, Muskeln, Sehnen und vor allem Faszien (Bindegewebe, das die Muskeln umhüllt) wieder in die richtige Position bzw. in einen gesunden Zustand zu bringen.

Das Bindegewebe galt lange Zeit als „totes Füllmaterial“. Doch bereits Alfred Pischinger berichtete in seinem Buch „Das System der Grundregulation“ Mitte der 1970er Jahre über die wichtigen Funktionen des Bindegewebes.  Als eigenständige Funktionseinheit hat es nicht nur eine stützende und formende Funktion, es ist auch mit vielen Nervenendigungen sowie Schmerz- und Bewegungssensoren versehen. Bindegewebige Strukturen (Faszien) übernehmen die Kraftübertragung von Muskel zu Muskel, ja sogar von Zelle zu Zelle. Sie sorgen dafür, dass Muskeln reibungslos miteinander kommunizieren und kooperieren. Die zahlreichen Bewegungssensoren auf den Faszien machen das Gewebe zu einem zentralen Ort der Körperwahrnehmung. Dies wirkt sich nicht nur auf das Immunsystem, sondern auch auf Psyche, Zentralnervensystem und Mikrozirkulation (Durchblutung und Stoffaustausch in den kleinsten Blutgefäßen) aus.

Im Zusammenspiel von Muskeln und Faszien (myofasziales System) nimmt der Säure-Basen-Haushalt eine wichtige Rolle ein. Kommt er aus dem Gleichgewicht, treten Störungen auf. Daher empfiehlt es sich, vor der osteopathischen Behandlung zunächst den Säure-Basen-Haushalt zu normalisieren. Hierzu ist eine Messung des Säure-Basen-Profils anhand einer Blutuntersuchung im Labor sinnvoll. Je nachdem, wie stark der Säure-Basen-Haushalt gestört ist, können verschiedene Therapiemaßnahmen helfen, etwa Spezialdiäten, basische Präparate oder eine Darmreinigung (z.B. nach F.X. Mayr). Erst wenn das Säure-Basen-Profil wieder ausgeglichen und eine „normale“ Muskelfunktion wieder möglich ist, kann der Osteopath Bewegungseinschränkungen und Läsionen manuell erfolgreich behandeln.

 

Warum sind Labor-Untersuchungen in der Osteopathie wichtig? – Der Säure-Basen-Haushalt

Der Säure-Basen-Haushalt ist ein wichtiges Regulationsprinzip des Stoffwechsels. Dies betrifft nicht nur den menschlichen Körper, sondern die gesamte Natur. Er hat Einfluss auf Gesundheit und Krankheit – ein Ungleichgewicht von Säuren und Basen ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen. 

Die zentrale Regulation des Säure-Basen-Haushaltes erfolgt im Verdauungsapparat, genauer gesagt im Magen. Hier werden aus Wasser, Kochsalz und Kohlensäure die Substanzen Salzsäure und Natriumhydrogencarbonat gebildet. Die Magensäure ist für die Aufschließung der Nahrung wichtig, insbesondere für die Eiweißverdauung. Natriumhydrogencarbonat gelangt über das Blutsystem in den gesamten Körper. Hier ist es ein wichtiger Baustein zur Entsäuerung und damit Entgiftung des Bindegewebes. Über den Blutstrom erreicht das Natriumhydrogencarbonat auch die Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Dort wird es für die Produktion von basischen Verdauungssäften genutzt. Im Dünndarm selbst neutralisieren die basischen Verdauungssäfte dann den sauren Speisebrei aus dem Magen. Somit schließt sich der Kreislauf und es ist gewährleistet, dass die Verdauung in einem basischen Milieu optimal ablaufen kann.

 

Übersäuerung des Körpers

Ein Missverhältnis im Säure-Basen-Haushalt – also eine Übersäuerung (Azidose) –  führt zu einer Belastung des Stoffwechsels. Infolgedessen können, neben lokalen Beschwerden wie einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Sodbrennen, saures Aufstoßen oder einem Magengeschwür, auch allgemeine Beschwerden auftreten. Diese umfassen viele entzündliche Erkrankungen, Schmerzen, Gelenkentzündungen, erhöhte Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, eine Reihe von Zivilisationserkrankungen bis hin zu Krebserkrankungen. Eine Übersäuerung, die klinisch sichtbare Beschwerden verursacht (= manifeste Azidose), ist jedoch selten. Sie lässt sich zum Beispiel anhand eines zu sauren pH-Wertes im Blut (unter 7,35) erkennen. Häufiger tritt eine Übersäuerung auf, die noch keine bzw. wenig Symptome und Folgeschäden hervorgerufen hat (= latente Azidose).

Der menschliche Körper verfügt über Puffersysteme, mit denen er den pH-Wert im Blut regulieren kann. Nach Friedrich F. Sander, einem Pionier der Säure-Basen-Forschung, sind bei einer latenten Azidose die basischen Pufferreserven im Blut zwar schon teilweise verbraucht, der pH-Wert im Blut hat sich jedoch noch nicht verändert. Bei zahlreichen Patienten mit chronischen Erkrankungen, z.B. chronische Müdigkeit, häufige Nervenschmerzen (Neuralgien), chronische Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Allergien, Karies, Sodbrennen, Muskel- und Gelenkbeschwerden oder Rheuma, kann man eine Abnahme der Basen-Puffer-Reserven deutlich erkennen.

Die Behandlung von Störungen im Säure-Basen-Stoffwechsel bei chronischen Erkrankungen ist in der Naturheilkunde fest verankert. Viele verschiedene Veröffentlichungen sowie seriöse Anwendungsbeobachtungen belegen die Wirksamkeit einer solchen Behandlung, wobei hauptsächlich basische Präparate zum Einnehmen (wie Natriumhydrogencarbonat) eingesetzt werden, um die Säure-Basen-Verhältnisse zu korrigieren.

 

Säure-Basen-Titration nach Friedrich F. Sander

Für die Säure-Basen-Titration nach Sander sammelt der Patient an einem Testtag fünf Harnproben und zwar jeweils um 6, 9, 12, 15 und 18 Uhr. Diese Urinproben schickt er dann mit einem Einsendeformular, in dem auch Ernährungsgewohnheiten festgehalten werden, an das Labor. Dort erfolgt neben der Messung der pH-Werte auch eine Bestimmung der Pufferkapazitäten. Es wird also nicht nur der pH-Wert, sondern vielmehr auch eine „Pufferreserve“ bestimmt.

Anhand der Daten erstellt das Labor einen Kurvenverlauf, der die sauren und basischen Phasen darstellt. In diesem Kurvenverlauf sollte über den Tag hinweg ein deutlicher Wechsel von sogenannten „Säure- und Basenfluten“ erkennbar sein. Fehlt dieser Wechsel, kann dies ein Hinweis auf eine gestörte Säure-Basen-Regulation sein.

Friedrich F. Sander beschrieb diese Untersuchungsmethode bereits im Jahre 1953. Mittlerweile ist die insgesamt dritte Auflage seines Buches (1999) erschienen – ein Beleg für die Aktualität dieser Thematik.

 

Hier finden Sie Adressen von Labors, die eine Säure-Basen-Titration nach Sander anbieten:

Labor Dr. Bayer
Max-Lang-Straße 58

D-70771 Leinfelden-Echterdingen

Telefon +49-0711-16418-0
Telefax +49-0711-16418-18

info@labor-bayer.de

www.labor-bayer.de

Labor Dr. med. Ralf Kirkamm, GanzImmun
Hans-Böckler-Straße 109

D-55128 Mainz
Telefon: +49-06131-7205-0
Telefax: +49-06131-7205-100

www.ganzimmun.de

 


Quellen:

Sander, F. F.: Der Säure-Basenhaushalt des menschlichen Organismus. 3. Auflage. Hippokrates verlag, Stuttgart 1999
van Limburg Stirum, J.: Moderne Säure-Basen-Medizin. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2008
Worlitschek, M.: Praxis des Säure –Basen-Haushaltes. 6. Auflage. Haug Verlag, Stuttgart 2008
Ploss, O.: Moderne Praxis bewährter Regulationstherapien. Haug Verlag, Stuttgart 2012
Laboruntersuchungen. Online-Informationen des Zentrums für Moderne Mayr Medizin – VIVA (Stand: 2/2013)